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FMA Fakten, Trends und Strategien 2021

30.12.2020

AutorIn

Florian Kranebitter

Partner

Mit den „Fakten, Trends und Strategien 2021“ hat die Österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) zum Jahresende für Marktteilnehmer und sonstige Steakhol-der die Ergebnisse ihrer Risikoanalyse und darauf aufbauend eine Aussicht auf Aufsichts- und Prüfschwerpunkte sowie Maßnahmen präsentiert. Erwartungsgemäß beziehen sich viele Ausführungen auf die Auswirkungen der Pandemie. Den Bereichen Digitalisierung aber auch klimafreundlichen Entwicklungen, wie beispielsweise dem Einfluss und die Bewertung von Nachhaltigkeitskriterien sowie dem „Green Deal“, wird ein besonderer Stellenwert eingeräumt.

Seit dem Jahr 2015 publiziert die FMA die „Fakten, Trends und Strategien“. In ihrer jüngst erschienenen Publikation für 2021 identifiziert die FMA für die kommenden 5 Jahre die folgenden Bereiche als besonders relevant:

  • Resilienz und Stabilität;
  • neue Geschäftsmodelle;
  • kollektiver Verbraucherschutz;
  • sauberer Finanzplatz Österreich;
  • Digitalisierung; sowie
  • Nachhaltigkeit.

Schwerpunkt Nachhaltigkeit

Bereits im vorangehenden Jahresbericht hat die FMA auf Green Finance und die Auswirkungen von Klimazielen auf den Finanzsektor gesetzt – seinerzeit noch ohne Vorahnung, dass die Pandemie diesbezüglich bereits sehr konkrete Bestrebungen überschatten würde. In den „Fakten, Trends und Strategien 2021“ stehen für die FMA nunmehr insbesondere auch Offenlegungsanforderungen und die Integration von Nachhaltigkeit in das bestehende Risikomanagement von Finanzinstituten im Zentrum der Entwicklung. 

Einen wichtigen Faktor bildet dabei die Taxonomie- und Disclosure-VO. Während die Disclosure-VO sektorenübergreifend für Finanzmarktteilnehmer und Finanzberater neue Transparenzverpflichtungen enthält, etabliert die Taxonomie-VO ein EU-weites Klassifikationssystem für nachhaltige Investitionen. Die Disclosure-VO erweitert überdies im Hinblick auf Offenlegungspflichten konkrete Berichtspflichten. Dabei sollen unter anderem Informationen veröffentlicht werden, wie und in welchem Umfang die einem Finanzprodukt zugrundeliegenden Investitionen in ökologisch nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten gemäß Taxonomie-VO investiert wurden. 

Durch einen entsprechend verstärkten Dialog soll das Bewusstsein der Marktteilnehmer für neue Risiken (und Chancen) geschärft und bei der Anwendung neuer Regularien sowie dem Einbau von Nachhaltigkeitsrisiken in das Risikomanagement unterstützt werden.

Schwerpunkt Digitalisierung

Aufgrund der immer größer werdenden Abhängigkeit der Finanzinstitute von IT-Dienstleistern und der digitalen Form der Geschäftsabwicklung und den damit einhergehen-den Risiken ist für die FMA der Ausbau von Cyber-Security und IT-Risikomanagement (ein-schließlich Abwehr von Cyberangriffen) ein zentraler Schwerpunkt.

In den „Fakten, Trends und Strategien 2021“ erinnert die FMA an die wesentlichen Rahmenbedingungen im Zusammenhang mit dem IT-Risiko im Finanzsektor:

  • EBA-Leitlinien für das Management von IKT- und Sicherheitsrisiken
  • EBA-Leitlinien für die Meldung schwerwiegender Vorfälle gemäß der PSD 2
  • EBA-Leitlinien zu Auslagerungen
  • EIOPA-Leitlinien zum Outsourcing an Cloud-Anbieter
  • FMA-Leitfaden IT-Sicherheit in Verwaltungsgesellschaften
  • FMA-Leitfaden IT-Sicherheit in Wertpapierdienstleistungsunternehmen und Wertpapierfirmen
  • FMA-Leitfaden zur IT-Sicherheit für Pensionskassen
  • FMA-Leitfaden IT-Sicherheit in Versicherungs- und Rückversicherungsunternehmen

Aufgrund der Beobachtung von vermehrter krimineller Aktivität durch Cyberangriffen auf Systeme von Versicherungsunternehmen rückt die FMA ihr Produkt zur Evaluierung der Steuerungs- und Reaktionsfähigkeit während und nach Cyberangriffen „Cyber Maturity Level Assessment“ in den Focus um das Bewusstsein für Cyberrisiken zu schärfen und Handlungsoptionen aufzuzeigen. Entwicklungspotential sieht die FMA – insbesondere auch im Blickwinkel der Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Finanzmarktteilnehmer – unter anderem auch im Bereich der Erweiterung der Möglichkeiten rein digitaler Geschäftsabschlüsse sowie der videounterstützten Beratung.

Sonstige Schwerpunkte

Der von der FMA unter dem Stichwort „Resilienz und Stabilität“ zusammengefasste Schwerpunkt behandelt die Fortsetzung der Strategien zur Aufrechterhaltung und dem weiteren Ausbau der Krisenfestigkeit von Finanzinstituten. Die FMA sieht die Banken in Krisenzeiten in einer besonders zentralen Rolle, insbesondere nach dem Auslaufen von staatlichen Hilfsmitteln. Die Herausforderung der Krisen-Früherkennung und entsprechenden Kontrolle – insbesondere auch unter dem Eindruck der Causa Commerzialbank – wird ebenfalls als zentraler Punkt adressiert.

Mit dem Schwerpunkt Neue Geschäftsmodelle widmet sich die FMA insbesondere den neuen Akteuren am Finanzmarkt in den Bereichen Artifical Intelligence und Krypto-Assets sowie den Entwicklungen neuer Geschäftsmodelle durch innovative Technologien. Die FMA steht der Förderung weiterer Innovation positiv gegenüber, adressiert aber auch die Notwendigkeit entsprechenden legislativen Handelns. 

Die Notwendigkeit Informationen rechtzeitig und in klarer, fairer, nicht irreführender Weise zur Verfügung zu stellen adressiert die FMA mit dem Schwerpunkt „Kollektiver Verbraucherschutz“ verbunden mit entsprechender Markttransparenz. 

„Sauberer Finanzplatz Österreich“ hat die FMA schon im Vorjahr besonderen Wert gelegt und so betont die Behörde auch für 2021 die Wichtigkeit der Einhaltung von Sorgfaltspflichten zur Überwachung und Prävention von Geldwäscherein und Terrorismusfinanzierung.

„Fakten, Trends und Strategien 2021“, insgesamt ein sehr runder Bericht der insbesondere im Bereich der innovativen und nachhaltigen Themen und Marktentwicklungen Raum für einen offenen Dialog zur Etablierung marktkonformer Lösungsansätzen und Rahmenwerke lässt.

AutorIn

Florian Kranebitter

Partner