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Die unterschätzte Macht der Compliance Due Diligence: Ein Blick hinter die Kulissen von M&A Transaktionen

02.07.2025

AutorIn

Daniela Sojkova

Associate

Der Erwerb eines Unternehmens bedeutet auch die Übernahme seiner Risiken, und zwar in rechtlicher, finanzieller und reputativer Hinsicht. Das heißt, dass auch rechtliche Altlasten sowie bedenkliche Geschäftspraktiken übergehen.

Die Legal Due Diligence ist ein bewährter Bestandteil von M&A-Transaktionen und wird in der Praxis häufig durch eine Tax Due Diligence ergänzt.

Doch was hat dann aber eine Compliance Due Diligence mit Transaktionen zu tun und wieso ist sie auf einmal so wichtig?

Compliance umfasst die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, unternehmensinterner Richtlinien sowie ethischer Standards.

Die Compliance Due Diligence („CDD“) ist somit ein strukturierter Prüfprozess, der im Transaktionskontext dazu dient, Compliance-Risiken beim Zielunternehmen zu identifizieren, zu bewerten und entsprechende Maßnahmen abzuleiten. Lange Zeit galt die Compliance Due Diligence als optionales Element („nice to have“). Inzwischen hat sich dieses Bild jedoch deutlich gewandelt: Angesichts verschärfter Sanktionsregime, gesetzlicher Vorgaben wie dem Lieferkettengesetz sowie steigender ESG-Anforderungen ist die CDD zu einem regulatorischen Muss geworden.

Wer M&A-Transaktionen heute verantwortungsvoll vorbereitet, kann sich daher nicht mehr ausschließlich auf die klassische Legal Due Diligence verlassen. Die CDD konzentriert sich auf jene Bereiche, die bei der klassischen Legal Due Diligence oft zu kurz kommen – insbesondere auf Themen wie Antikorruption, Geldwäscheprävention, Kartell- und Wettbewerbsrecht, Sanktionen, Exportkontrolle, Datenschutzrecht und mehr.

Geprüft wird, ob das Zielunternehmen gegen compliance-relevante Vorschriften verstoßen hat, ob Kontrollmechanismen existieren und ob sie auch tatsächlich gelebt werden. Besonders bei grenzüberschreitenden Transaktionen (vor allem mit Bezug auf die USA) sowie bei Deals in Hochrisikoländern oder risikobehafteten Branchen wie die Pharmaindustrie kann dies entscheidend sein.

Warum rechtzeitiges Handeln entscheidend ist:

  1. Frühzeitiges Erkennen: Red-Flag-Reports decken kritische Themen schnell auf und helfen zu entscheiden, ob man weitermacht oder abspringt;
  2. Verhandlungsstärke: Wer Defizite kennt, kann Preis oder Garantien selbstbewusst verhandeln; sowie
  3. Eine dokumentierte CDD bildet Grundlage für unternehmerische Entscheidungen im Sinne der Business Judgement Rule und kann Geschäftsführerinnen vor persönlicher Haftung schützen.

Die Erkenntnisse aus der CDD ermöglichen eine gezielte vertragliche Absicherung.

Typische Maßnahmen sind:

  1. Garantien, Freistellungklauseln;
  2. Treuhandmodelle;
  3. Rücktrittsrechte bei kritischen Findings; sowie
  4. Kaufpreisanpassungen bei strukturellem Risiko.

Wird im Zuge der CDD ein relevantes Risiko festgestellt, eröffnet dies Spielraum für gezielte Absicherungen.

Einen klaren Verhandlungsvorteil für Verkäufer bringt die Vendor CDD, die dazu dienen soll, mögliche Schwächen im eigenen Haus rechtzeitig zu identifizieren, zu beheben und das Unternehmen bestmöglich auf eine externe Prüfung vorzubereiten. Die aktive Vorbereitung lässt potenzielle Kaufpreisabschläge verhindern.

Wer Transaktionen in einem zunehmend regulierten Umfeld erfolgreich gestalten will, kommt an einer sorgfältigen Compliance Due Diligence nicht mehr vorbei.

AutorIn

Daniela Sojkova

Associate