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Der internationale Frauentag

08.03.2022

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Jedes Jahr am 8. März ist internationaler Frauentag - und das bereits seit über 100 Jahren! Doch wo kommt dieser Tag her? Was wurde bisher erreicht? Und warum ist der Weltfrauentag immer noch so wichtig?

Bereits 1910 wurde bei der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen beschlossen, einen internationalen Frauentag einzuführen. Der erste Weltfrauentag in Europa fand daraufhin am 19. März 1911 statt. Die Hauptforderung in den ersten Jahren war das Frauenwahlrecht. Dafür demonstrierten jahrelang Millionen von Frauen – mit Erfolg. In Österreich trat das aktive und passive Frauenwahlrecht 1918 in Kraft. Seit 1921 findet der Weltfrauentag jährlich am 8. März statt. In Demonstrationen und Kundgebungen machen Frauen seitdem weltweit auf ihre Benachteiligungen aufmerksam und fordern heutzutage insbesondere die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern, die Beendigung von Diskriminierung am Arbeitsplatz sowie ein gewaltfreies Leben.

Die Rechte der Frauen haben sich in Österreich in den letzten Jahren natürlich deutlich verbessert. Seit 1957 verbietet das Mutterschutzgesetz die Beschäftigung von Frauen für einen Zeitraum vor und nach der Geburt eines Kindes. In den 70er-Jahren wurde das Familienrecht dahingehend reformiert, dass der Mann seiner Frau nicht mehr verbieten kann, zu arbeiten. Die Frau muss bei der Eheschließung außerdem nicht mehr den Namen des Mannes annehmen. 1989 wurden unverheiratete Mütter den verheirateten Müttern gleichgestellt. Um nur einige wenige Errungenschaften zu nennen. 

Heute geht es am Weltfrauentag aber insbesondere um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Obwohl die Verfassung in Österreich die Gleichstellung von Frauen und Männern garantiert, ist diese im Alltag nicht immer selbstverständlich und daher gibt es spezielle Gesetze zum Schutz der Interessen von Frauen.

Das Gleichbehandlungsgesetz hat unter anderem das Ziel, die Gleichstellung von Frauen und Männern im Zusammenhang mit einem Arbeitsverhältnis und in der sonstigen Arbeitswelt herzustellen. Das Gleichbehandlungsgebot besagt in diesem Zusammenhang, dass niemand aufgrund des Geschlechts benachteiligt werden darf. Es handelt sich demnach um eine unmittelbare Diskriminierung, wenn Frauen aufgrund ihres Geschlechts in einer vergleichbaren Situation eine weniger günstige Behandlung erfahren, als Männer erfahren, erfahren haben oder erfahren würden. Auch die Diskriminierung von Frauen aufgrund von einer Schwangerschaft oder Mutterschaft ist eine unmittelbare Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Um eine mittelbare Diskriminierung handelt es sich hingegen, wenn Frauen nicht offensichtlich aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden, aber aufgrund einer dem Anschein nach neutralen Regelung benachteiligt werden. Dies ist beispielweise der Fall, wenn Teilzeitkräften in einem Unternehmen gewisse Rechte verwehrt sind und in diesem Unternehmen gleichzeitig vor allem Frauen Teilzeit arbeiten. 

Das Gleichbehandlungsgesetz normiert aber auch die Gleichbehandlung von Frauen und Männern beim Zugang zu und bei der Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen und verbietet die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern in diesen Bereichen. Daher handelt es sich beispielsweise um eine Verletzung des Gleichbehandlungsgebots, wenn Frauen für einen Kurzhaarschnitt wesentlich mehr bezahlen als Männer, wenn Frauen aufgrund der Tatsache, dass sie schwanger werden könnten, eine höhere Versicherungsprämie zahlen müssen oder wenn in einer Fahrschule beim Vortragen frauenfeindliche Witze erzählt werden. 

Sind Frauen von einer solchen Diskriminierung betroffen, haben sie Ansprüche auf Schadenersatz, Beseitigung der Diskriminierung sowie Ersatz des Vermögensschadens und Entschädigung für die erlittene persönliche Beeinträchtigung. Zur Durchsetzung dieser Ansprüche können Frauen einen Antrag an die Gleichbehandlungskommission stellen oder Klage beim Arbeits- und Sozialgericht oder dem zuständigen Bezirksgericht einbringen.

Diverse Ungleichbehandlungen konnten in der Vergangenheit bereits beseitigt werden und die rechtliche, kulturelle und ökonomische Situation der Frauen hat sich in der Vergangenheit glücklicherweise deutlich verbessert. Der internationale Frauentag soll heute nicht nur an diese wichtigen Errungenschaften erinnern, sondern auch dabei helfen, die Gleichstellung von Frauen und Männern künftig auf allen Ebenen zu erreichen.

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